Die verschiedenen Asthma-Formen
Asthma, eine Erkrankung mit vielen Ausprägungen
Asthma ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege. Die Ausprägung der Krankheitssymptome gestaltet sich sehr individuell. Kommt ein Asthmatiker mit nur leichter Symptomatik ohne größere Probleme durch den Alltag, so schränkt ein ausgeprägter Krankheitsverlauf mit Atemnot und wiederkehrenden Asthmaanfällen das Leben des Betroffenen stark ein. Selbst in beschwerdefreien Zeiten überschattet die Furcht vor einem erneuten Anfall das Leben des Betroffenen.
Um zu wissen, was die Krankheitssymptome verschlimmert oder einen Asthmaanfall auslösen kann, sollte jeder Betroffene wissen, unter welcher Form von Asthma er leidet. So kann er, Auslöser oder Situationen möglichst vermeiden, die Asthmaanfälle auslösen.
Welche Formen von Asthma gibt es?
Warum Menschen an Asthma erkranken ist noch nicht abschließend geklärt. Eine erbliche Komponente und / oder Umweltfaktoren tragen zur Entstehung von Asthma bei. Grundsätzlich werden in Abhängigkeit von den Auslösern drei Formen von Asthma unterschieden:
Das allergische Asthma, auch extrinsisches Asthma genannt
Das nichtallergische Asthma, auch intrinsisches Asthma genannt
Mischformen aus beiden
Leiden Kinder unter Asthma, so steckt in vielen Fällen eine Allergie dahinter. Bei Erwachsenen hingegen lässt sich bei 30 bis 50 Prozent der Asthmatiker keine Allergie als Auslöser der Erkrankung finden. Erwachsene haben oft eine Mischform aus allergischem und nichtallergischem Asthma.
Allergisches (extrinsisches) Asthma
Das allergische Asthma wird durch an sich harmlose Stoffe wie Pollen, Tierhaare, bestimmte Nahrungsmittel oder Hausstaub ausgelöst. Das allergische Asthma ist die am weitesten verbreitete Form des Asthmas. Über acht Millionen Deutsche leiden darunter. Dabei sind deutlich mehr Kinder als Erwachsene betroffen. Allergisches Asthma zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter.
Dabei nimmt das körpereigenen Immunsystem eigentlich harmlose Stoffe (Allergene) in der Umwelt als Bedrohung wahr. Es überreagiert auf die Allergene und kann so einen Asthmaanfall auslösen. Es kommt zu einer Entzündung der unteren Atemwege, die zu einer erhöhten Schleimproduktion und Verengung der Atemwege führt. Dieses Entzündungsgeschehen ist eine sog. Typ-2-Inflammation, die durch typische Entzündungszellen und Entzündungsmediatoren (körpereigene Stoffe, die eine Entzündungsreaktion hervorrufen) gekennzeichnet ist. Asthma vom Typ-2-Inflammation kann durch spezifische Biomarker nachgewiesen werden. Zu diesen zählt, neben Immunglobulin E (IgE-Antikörper) und Eosinophilen (spezielle weiße Blutkörperchen zur Immunabwehr) auch FeNO (fraktioniertes exhaliertes Stickstoffmonoxid).
Saisonales Asthma
Wird Asthma durch eine Pollenallergie hervorgerufen, spricht man auch von saisonalem Asthma. Auslöser sind bestimmte Pollen oder Hausstaubmilben, die eingeatmet werden. Außerhalb der Pollensaison treten bei saisonalen Asthmatikern keine Beschwerden auf. Der Bundesverband der Pneumologen (BdP) warnt jedoch davor, die Behandlung außerhalb der Pollensaison komplett zu unterbrechen. Der Grund: Die Entzündungen in den Bronchien bleiben bestehen – wenn auch ohne Symptome zu verursachen. Diese unbehandelten Entzündungen können die Lunge des saisonalen Asthmatikers auf Dauer schädigen und eine chronische Asthmaerkrankung entstehen lassen. Von den Pneumologen wird deshalb empfohlen, die entzündungshemmende Medikation auch außerhalb der Pollensaison bzw. in der scheinbar beschwerdelosen Zeit fortzusetzen. Durch die Messung des FeNO-Werts lässt sich der Entzündungsgrad der Bronchien feststellen – unabhängig davon, ob Beschwerden wie zum Beispiel Atemnot vorliegen. Der behandelnde Arzt kann so die Medikation an den tatsächlichen Zustand der Bronchien anpassen und den Entzündungsprozess auch in der symptomlosen Zeit besser steuern.
Das berufsbedingte Asthma
Vertreter bestimmter Berufsgruppen haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Asthma zu erkranken. Bis erste Symptome auftreten, können Monate oder Jahre vergehen. Dazu zählen unter anderem Lackierer, Maler, Schreiner, Laboranten, Tierärzte oder Friseure. Auch das durch eine Mehlstauballergie ausgelöste Bäckerasthma zählt dazu.
Die Entwicklung einer Asthmaerkrankung ist die Folge einer dauerhaften Überreizung der Atemwege durch Umweltstoffe, was zu einer Überempfindlichkeit (Hyperreagibilität) führt. Beim berufsbedingten Asthma stecken aber nicht immer bestimmte Allergene als Auslöser hinter der Asthmaerkrankung. So kann zum Beispiel auch das Einatmen gefährlicher Gase und Dämpfe zu einer akuten Schädigung der Bronchien führen. Als Folge entsteht ein berufsbedingtes Asthma. Bezeichnenderweise sind die Beschwerden am Arbeitsplatz deutlich ausgeprägter als zum Beispiel an den Wochenenden oder im Urlaub.
Nichtallergisches (intrinsisches) Asthma
Beim nichtallergischen Asthma sind nicht Allergene die Auslöser für das Asthma, sondern eher unspezifische Reize dafür verantwortlich. Dazu gehören unter anderem bestimmte Medikamente wie Schmerzmittel, Lösungsmittel oder kalte Luft, Stress oder Infektionen der Atemwege. Auch körperliche Anstrengung kann einen Asthmaanfall auslösen. Dann spricht man von einem Belastungsasthma.
Grund dafür ist, dass die Atemwege von Asthmatikern chronisch entzündet sind und das entzündete Gewebe deutlich überempfindlicher auf Reize reagiert als bei gesunden Menschen. Wichtig ist deshalb, die chronische Entzündung als Ursache der Beschwerden durch eine langfristige medikamentöse Behandlung in Schach zu halten und engmaschig den Entzündungsverlauf zu kontrollieren. Das Auslösen eines Asthmaanfalls durch starke Stresszustände oder unter Anstrengung ist meistens die Folge einer Hyperventilation. Durch die schnelle, gesteigerte Atmung werden die Atemwege über die normale Atmung hinaus gereizt. Die daraus folgende Atemnot erhöht den Angstzustand und den Stresslevel weiter. Dies setzt einen gefährlichen Kreislauf in Gang, der zu einer bedrohlichen Verengung der Atemwege führen kann.
Ein typisches Merkmal für nichtallergisches Asthma ist eine Nasennebenhöhlen-Entzündung. Nichtallergisches Asthma nimmt im Allgemeinen von Anfang an einen schwereren Verlauf als allergisches Asthma.
Eosinophiles Asthma – eine schwere Form des Asthmas
Mit den aktuell verwendeten Medikamenten lassen sich die verschiedenen Formen von Asthma in der Regel gut behandeln. Es gibt allerdings schwere Ausprägungen des nichtallergischen Asthmas, die erst in der zweiten Lebenshälfte auftreten und bei denen die gängigen medikamentösen Therapien nicht oder nur ungenügend helfen. Dann sprechen die Mediziner von eosinophilem Asthma. Behandelt wird diese Form des Asthmas mit speziellen Medikamenten, die Entzündungsprozesse in der Lunge unterbinden.
Der Begriff „eosinophiles Asthma“ leitet sich von den sogenannten eosinophilen Granulozyten ab. Dabei handelt es sich um eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die bei der Immunabwehr eine wichtige Rolle spielen. Diese Abwehrzellen sind maßgeblich an Überreaktionen des Immunsystems beteiligt. Werden sie vom Körper in übermäßiger Anzahl produziert, können sie Entzündungen in der Lunge hervorrufen. Diese Entzündungen können dann wiederum zu Asthmaanfällen führen.
Ob ein Patient unter eosinophilem Asthma leidet, kann der Arzt einfach über einen Bluttest herausfinden. Wie das allergische Asthma ist auch das eosinophile Asthma eine Erkrankung der Typ-2-Inflammation und kann über die typischen Biomarker nachgewiesen werden. Ist die Anzahl der Eosinophilen im Blut und der FeNO-Wert erhöht, kann dies auf eosinophiles Asthma hinweisen.
Die Mischformen
Häufig liegen Mischformen zwischen allergischem und nichtallergischem Asthma vor. In vielen Fällen entwickelt sich ein gemischtförmiges Asthma aus einem ursprünglich allergischen Asthma. Daher ist die Unterscheidung nicht immer einfach. Denn Betroffene reagieren gleichermaßen auf bestimmte Allergene wie auch auf unspezifische Auslöser mit asthmatischen Beschwerden. Im Verlauf der Erkrankung zeigt sich jedoch in vielen Fällen, dass weniger Allergene die Auslöser für Beschwerden sind.
Unkontrolliertes Asthma
Asthma ist eine chronische Erkrankung, die von den Betroffenen viel Aufmerksamkeit fordert: Selbstkontrolle der Lungenfunktion mit der Peak-Flow-Messung und Messung der aktuellen Entzündungswerte (FeNO-Messung mit Vivatmo) korrekte Medikamentendosierung und -einnahme, Atemübungen zur Stärkung der Lunge, Beobachtung der Pollenwerte, Besuche beim Haus- und beim Lungenfacharzt – all das gehört zum aktiven Asthma-Management dazu. Patienten, die dies beherzigen, können mit ihrer Erkrankung lange und gut leben.
Bei Menschen, bei denen sich das Asthma nur schwer managen lässt und die nicht ausreichend medikamentös versorgt sind, entsteht ein schweres unkontrolliertes Asthma.
Bis zu 5 Prozent der Asthma-Erkrankten in Deutschland leiden unter schwerem unkontrolliertem Asthma. Das bedeutet:
- sie bekommen nach einem Asthmaanfall dreimal so oft wie andere Patienten wieder schwere Exazerbationen, also Auswurf, Husten, Atemnot.
- ihre Lungenfunktion nimmt doppelt so schnell ab wie bei kontrollierten Patienten
- sie benötigen mehr Notfallmedikamente
- das Risiko eines Asthmaanfalls, der zum Notfall wird, ist fast doppelt so hoch, wie bei kontrolliertem Asthma
- zusätzlich belasten den Patienten oft sogenannte Begleiterkrankungen wie Kopfschmerzen
Zur Einschätzung des eigenen Asthma-Zustands empfiehlt die Deutschen Atemwegsliga e.V. (www.atemwegsliga.de) den Asthma Control Test.
Asthma ist nicht heilbar. Deshalb sind für alle Formen von Asthma eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Vorteil. Die regelmäßige Kontrolle und medikamentöse Behandlung des Asthmas kann den Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen.